Der Neumarkt

Auf dem Neumarkt

Als die wachsende Stadt des Mittelalters sich vom Glockhammer aus weiter nach Nordwesten ausdehnte, war es möglich, um das Jahr 1200 einen neuen Markt weiträumig anzulegen und später in den erweiterten Mauerring zwischen Niedertor und Rheintor einzubeziehen, um den Freithof und den städtischen Markt zu entlasten. Er war am Rande eines zur Stadtmauer offenen Halbkreises mit einfachen Häusern bestanden, die keine durchlaufende Fluchtlinie einhielten, sondern teilweise zurücksprangen und kleine Winkel bildeten.

Auf den neuen Markt mündeten die Hinterhöfe und Gärten der Niederstraße, des Glockhammers und auch der Rheinstraße, soweit deren rückwärtige Giebel die Seiten abschirmten. Nur die erhöhten Wallgänge des Niedertors und Rheintors, dazu die schmale Neugasse nach dem Haus „zur Spolen" an der Ecke zum Glockhammer als Spulengasse (heute Spulgasse) bezeichnet vermittelten den Zugang. Dieser dritte Marktplatz brauchte nicht wie die beiden anderen zu repräsentieren, sondern diente als Viehmarkt für die Stadt mit ihrem großen Burgbann und auch für die weitere Umgegend.

Da das auf den Markt getriebene Vieh hinreichend mit Wasser versorgt werden musste, stand auf dem Viehmarkt ein besonders großer Brunnen, der mit einem langen Hebebalken versehen war.

Gegen Ende der kurkölnischen Zeit umgaben den Viehmarkt etwa 30 Häuser mit rund 40 Familien. Wenn man von einem städtischen Kuhhirten absieht, deuten die Berufe der Anwohner keineswegs auf die Bestimmung des Platzes hin. Damals wohnten dort je ein Schneider, Schuster, Topfkrämer, Drechsler, Bauer, Brauer und ein Bäcker, der gleichzeitig zum Braueramt gehörte, und weiter drei Fuhrleute, zwei Krämer, vier Weber und sechs Wollspinner.

Aus dem Rahmen fielen nur die sechs Leiendecker, deren Stadtzunft überhaupt nur aus 16 Mitgliedern bestand.

Demgegenüber war der Prozentsatz an Tagelöhnern nicht höher als in den meisten anderen Straßen. Als Neuss in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts über seine mittelalterliche Ausdehnung hinauswuchs und man daranging, die Befestigung abzubrechen, machte der Viehmarkt den Anfang. Da man die Wälle einebnete, konnte die Mauerseite zwischen Niedertor und Rheintor mit Häuserzeilen besetzt werden.

So entstanden enge Gassen, die Niederwall- und Rheinwallstraße genannt wurden. Später wurde dann auch das jenseits der Mauer gelegene Gartengelände durch Anlage der Bleichstraße erschlossen. Mit der Wandlung der Stadt Neuss von einer Ackerbürgerstadt zu einer Industriestadt verlor um die Jahrhundertwende auch der Viehmarkt seine ursprüngliche Funktion und wurde nunmehr in Neumarkt umgetauft.


 

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Die Rheinstraße

 

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