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Napoleons Erbe
Sie waren Stars ihrer Zeit. Die französischen Ingenieure, die den legendären Canal du Midi in Südfrankreich gebaut hatten, waren ihren Kollegen in Europa weit voraus, insbesondere bei technischen Wasserbauten.
Unter persönlicher Beteiligung von Napoleon sollten sie dessen Machtanspruch auch im Norden des Kaiserreiches mit einem ähnlich kühnen, wenn auch deutlich kleineren Bauwerk festigen.
Bonaparte beauftragte 1804 seinen Chefingenieur Aimable Hageau mit dem Projekt "Grand Canal du Nord". Dieser sollte den Rhein mit dem seinerzeit nördlichsten Seehafen unter französischer Herrschaft in Antwerpen verbinden, um die niederländischen Zölle zu umgehen.
Der Kanalverlauf orientierte sich an einer möglichst geringen Anlage von Wasserbauten, an einer ausreichenden Einspeisung von Wasser und an der günstigsten Verteidigungslinie in Richtung Osten.
1806/07 fiel die Entscheidung für die Strecke von Grimlinghausen am Rhein über Neuss bis an die Maas und an die Schelde. 1808 begannen die Bauarbeiten.
Mit zwei Schleusen vom Rhein bei Grimlinghausen wurde der Wasserstand im Kanal angehoben und ab Louisenburg (Gemeinde Straelen, Kreis Kleve) mit sieben Schleusen in Richtung Maastal wieder abgesenkt. Die Obererft und die Niers sollten den Kanal mit Wasser speisen.
So entstand an der Kreuzung der Wasserstraße mit der Obererft ein vorher in Deutschland noch unbekanntes technisches Bauwerk, das "Epanchoir". Das französische Verb "s'épancher", wird mit "aus etwas herauslaufen" übersetzt und hat den lateinischen Ursprung "expandere", sich ausbreiten.
Die Stadt Neuss nennt es "Entlastungsbauwerk". Hier, am Zulauf der Obererft, wurde es für die Regulierung des Wasserstands im Nordkanal errichtet. Damit sollte sowohl dessen zuverlässige Schiffbarkeit als auch die Wasserversorgung der großen Mühlen am Stadtrand gewährleistet werden.
Kein Epanchoir gleicht dem anderen. Das Neusser Exemplar besteht aus zwei festen Überlaufwehren sowie zwei beweglichen Schütztafeln, die an Zahngestängen befestigt sind. Sie können mit Hilfe von Kurbeln gehoben und gesenkt werden und damit den Wasserstand beeinflussen.
Seine Funktion hat das Epanchoir jedoch nie wie ursprünglich geplant ausüben können.
Der Bau des Grand Canal du Nord wurde schon Anfang 1811 wieder eingestellt, obwohl 30 der geplanten 160 Kilometer insgesamt weitgehend fertig waren.
Denn der Hauptgrund für das Bauprojekt war weggefallen, als Holland am 9. Juli 1810 in das französische Kaiserreich eingegliedert wurde.
Zunächst wurde der Kanal noch wenige Jahre als Wasserstraße genutzt, bevor er im Laufe der Jahre teilweise zugeschüttet und auch überbaut wurde.
Der Nordkanal ist den Neussern heute vor allem als Bestandteil ihrer Grünanlagen ein Begriff.
Die Obererft fließt durch das Epanchoir, ohne dass die Gewässer miteinander verbunden sind.
Quelle: Monumente Denkmalkultur Deutschland
Das war ja mal wieder etwas Schönes für unsere Heimatstadt Neuss.
Nach kräftiger Arbeit und sehr viel Mühen einiger Fördervereine (Heimatverein) und vor allen Dingen von Christoph Napp-Saarbourg, konnte am Freitag den 28.04.2017 unser Bürgermeister Reiner Breuer das neu gestaltete EPANCHOIR des Nordkanals an der Obererft wieder freigeben.
Klar war auch, dass viele (nicht nur Neusser) dabei sein wollten, denn wo gibt es so etwas noch einmal? Selbst der WDR berichtete drüber.
Fotos: Edwin Matheisen
Mit freundlicher Genehmigung von Edwin Matheisen