Von Neusser Art

Seine Mundart

Von der eigentümlichen Besonderheit des Neussers nicht wegzudenken ist seine Mundart.

Es ist das ein Plattdeutsch von besonderer Art, es ist weder Kölner noch Düsseldorfer, weder Krefelder noch Gladbacher Platt, es ist eben „Nüsser Platt".


Die Dialektgeographie hat festgestellt, dass das Neusser Platt hart an der mundartlichen Sprachgrenze zwischen Süd- und Norddeutschland liegt, die sich seit dem ausgehenden Mittelalter bis hierher vorgeschoben hat, und dass es von dem kulturellen und wirtschaftlichen Mittelpunkt des alten Kurköln wesentlich beeinflusst worden ist.

Die mundartliche Sprachgrenze verläuft etwa von Venlo südlich über Neuss und Düsseldorf ins Bergische.


Auf sein ,,Nüsser Platt" lässt der echte Neusser nichts kommen, und mit Recht ist er stolz auf das alte Besitztum dieses Dialektes, den er im vertrauten Kreise auf Markt und Strassen überhaupt überall da spricht, wo er als ,,alde Nüsser" auftritt.

Und das ist recht und gut so, denn dadurch wird ein altes Sprach- und Kulturgut erhalten, das der Neusser Art Farbe und eigentümliches Leben verleiht, und dessen Schwinden dieser eigenwilligen und gesunden Stadt einen Teil ihrer Kraft und Persönlichkeit rauben würde.

Die besondere Neusser Art, die ich zu erklären versucht habe aus der Lage der Stadt an der alten Kultur- und Völkerstraße des Rheines, ihrer schon früh hervorragenden Bedeutung in Handel und Gewerbe, ihrer alten, festgeschlossenen Selbständigkeit und der Verbundenheit ihrer Bewohner mit einem eigentümlichen, stark ausgeprägten Dialekt, wäre trotz alledem nicht so geworden, wie sie nun einmal ist, wenn nicht die landschaftliche Umgebung der Stadt jahrtausendelang die hier wohnenden Menschen innerlich und äußerlich so geformt hätte, wie sie selbst es ist.

Es ist typische niederrheinische Landschaft mit weiten, grünen Wiesen und saftigen Feldern, still und unaufdringlich wie die Menschen, die hier wohnen. Durch die Niederung zieht sich die Erft, ruhig und ein wenig melancholisch, von Pappeln umrauscht und von alten Weiden umwispert.

Hier und da stehen kleine Gebüsche, von Schlehdorn und Brombeergestrüpp durchrankt, so weltverloren und ein wenig verschüchtert, als ob sie den Anschluss an den großen Bruder Mühlenbusch bei Roseller Heide oder den Klever Reichswald verpasst hätten.

Ihr Herz öffnet diese Landschaft erst im Herbst, wenn die Kartoffelfeuer auf den Feldern schwelen und fernes Hundebellen und Karrengerumpel seltsam klar durch die Nebelschwaden hallt, wenn sich gegen Abend die alten Weidenstrünke in bizarre Gestalten verwandeln und schwarz und drohend aus grauem Dunst auf den späten Wanderer zugehen.

Aus der stillen Einsamkeit und dein schweren Dunst dieser Landschaft sind hier die Menschen herausgewachsen.

Und tief und weit wie die Landschaft ist auch ihr Blick in die Ferne gerichtet über Zeit und Raum ins Übersinnliche, Ewige. Die Menschen, die hier wohnen, sind tief religiös, weil sie es von Natur sein müssen.

Und das widerspricht durchaus nicht ihren sonstigen Anlagen, sondern ergänzt sie ins Geistige und Harmonische.


Dat leve Platt

Böß du ne Nüsser Jong on häß en onverdorve Zong, dann flutscht op ehmol Knall on Fall e „dat“ on „wat“ en dinne Kall. Dat wädd malk ehne wesse. On döckes merks du janz jeweß, dat dat mahr eesch dr ahnfang es.

Du kanns dech driehe noch so fing, et hölpt ke Hochdütsch, ke Lating, du kanns dat Platt net messe. Of du jenöglech jet verzälls, of du ens en et Schänge fälls, du fengs em Platt dat reite Woot. Ons Nüsser Platt es jode Zoot för Jonge on för Alde.

Dat Platt es jot en Leed on Jlöck, dat schlät von Hätz ze Hätz en Bröck. So wor dat hei von aldersher, wie dat jewäß es, wolle mer ons Nüsser Platt erhalde. Ons Platt es jrad so orjenell wie jede angere Verzäll. Mer bruke dat, wie ‚t sech jehöt, on wenn et an et Kalle jeht, dann schlope mer net henger.

We sech doför ze schahme mennt, de hät sin Heimat net verdennt. Dröm blieve mer hei en ons Stadt beim alde, leve, jode Platt als treue Nüsser Kenger.

1930

Bodenständig, treu und bieder, aber leicht den Schalk im Nacken, das ist Neusser Art!


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