Und wer hat's erfunden?

In Neuss erfunden das Spaghetti-Eis

Eliano Rizzardini hatte 1969 eine glänzende Idee
Eliano Rizzardini hatte 1969 eine glänzende Idee (NGZ). Jeder kennt es, die meisten haben es auch schon einmal probiert. Das Spaghetti-Eis ist weltbekannt. Es wurde in Neuss von einem italienischen Gastarbeiter erfunden.



Eliano Rizzardini ist der Ideengeber, er starb vor vier Jahren in der Quirinusstadt und wurde in seiner Heimat begraben. Antonio Casanova (47) führt die Rizzardini-Tradition in Reuschenberg fort. Der 1979 aus den italienischen Dolomiten nach Deutschland ausgewanderte Eis-Konditor hat die deutsche Gisela Jung geheiratet.

Beide haben einen fünfjährigen Sohn namens Tino.

Dort wohnt auch heute seine Frau Mimma, die er in der Dreikönigen-Kirche geheiratet hatte. In der Nacht hatte Eliano Rizzardini die Idee vom Spaghetti-Eis. Sein alter Kumpel Dino Rizzi erinnert sich noch: "Wir saßen alle in meiner Pizzeria und Eliano erzählte von seiner Idee." Er bat Rizzi, doch einmal die Kartoffelpresse herauszuholen. Er wolle etwas ausprobieren.

Aus der Presse kam das Eis dann heraus wie Spaghettis. Das Spaghetti-Eis war erfunden. Das war 1969. Rizzardini meine, wenn seine Landsleute mit Spaghetti so viel Erfolg haben, dann müsste er doch mit einem an die Pasta erinnernden Eis auch recht erfolgreich sein. Viel Geld hat er mit seiner Erfindung jedoch nicht gemacht. Rizzi: "Er hat es versäumt, seine Idee patentieren zu lassen."

Er habe nur gelacht und gesagt, was soll das. "Er wäre doch ein gemachter Mann gewesen", sagt Rizzi heute. Viele seiner Landsleute haben es ihm dann gleich getan. Heute ist das Spaghettieis fester Bestandteil jeder halbwegs ausführlichen Eiskarte. Erster Gastarbeiter "Wir haben uns 1963 kennengelernt", berichtet Rizzi.

Damals kam der bekannte Neusser Pizza-Bäcker in die Quirinusstadt. Eliano Rizzardini war da bereits seit sieben Jahren in Neuss. 1958 hatte er seine Eisdiele eröffnet. Er war einer der ersten Gastarbeiter überhaupt. Im Neusser Jahrbuch von 1978 berichtet Hans Seeling über die Geschichte der italienischen Einwanderer.

Dabei berücksichtigt er die gesamte über 2000-jährige Geschichte der Stadt und beginnt mit den Römern. Aber auch in den späteren Jahrhunderten - vor den Gastarbeitern der Nachkriegszeit - kamen Italiener. Ein bekanntes Beispiel ist die Fabrikanten-Familie Tosetti, deren Wohnhaus in der Nähe des Theodor-Schwann-Denkmals noch heute als Solitär steht.

In diesem Aufsatz findet der Leser auch den Eismacher Rizzardini. Die Familie, so Seeling, entstamme einem kleinen Dorf im Zoldi-Tal in den Dolomiten. Dieses Tal wird noch heute als "Tal der Eismacher" bezeichnet, da die Tradition der Eiskonditoren dort besonders gepflegt wird. Sie geht auf die Bestellungen nach feiner Eiscreme aus dem vornehmen Venedig zurück.

Bereits Generationen vor Eliano seien Mitglieder der Familie Rizzardini nach Deutschland ausgewandert und haben sich wohl vor allem in Süddeutschland niedergelassen. Nach dem Tode Rizzardinis im Januar 2000 übernahm kurzfristig seine Tochter Debora das Geschäft in Reuschenberg. Nach dem tragischen Unfall übernahm Antonio Casanova das Traditionslokal. "Wir haben alle Rezepte von Rizzardini übernommen", sagt Casanova.

Auch er entstammt dem Eismacher-Tal der Dolomiten und ist 1979 nach Deutschland gekommen. Mit seiner Frau Gisela Jung-Casanova lebt der Vater eines fünfjährigen Sohnes im rheinischen Langenfeld. Mit Antonio Casanova setzt sich die Rizzardini-Eistradition in der Quirinusstadt fort. Er sagt: "Ich fühle mich in Deutschland sehr wohl, ich werde hier bleiben."

Von Carsten Greiwe
Quelle: NGZ


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Heute führt der 51-jährige Antonio Casanova das Geschäft. Er kannte den inzwischen verstorbenen Erfinder des Spaghetti-Eises gut: "Ich hätte damals nicht gedacht, dass ich einmal seine Eisdiele übernehmen würde."


Foto: Christoph Schneider

Antonio Casanova zeigt das Spaghetti-Eis, das sein Vorgänger erfunden hat.

Allerdings hatte der alte Rizzardini vergessen, sein Produkt urheberrechtlich schützen zu lassen. "Er hat sich wirklich auf die Finger gebissen, als er gesehen hat, dass alle es nachmachen", erinnert sich Casanova.



Neusser sind erfinderisch

Fahrrad-Dynamo und Mini-Anhänger
Auch andere Neusser tüfteln, schrauben und entwerfen Dinge, die das Leben vereinfachen sollen. Bernhard Geilich hat seine Erfindung schützen lassen. Der Elektrotechnik-Ingenieur hat einen Fahrrad-Dynamo entwickelt, der keinen Rollwiderstand hat. "Im Prinzip ist es eine klassische Induktionsspule", erklärt er.

In der Felge des Vorderrads sitzen kleine kräftige Magneten, die beim Fahren an einer Spule mit Eisenkern vorbeisausen. So entsteht elektrischer Strom - nicht viel, aber genug, um LED-Leuchten oder ein GPS-Gerät zu versorgen. Der Vorteil: "Es funktioniert sogar beim Schieben, und der Radfahrer spürt im Grunde keine Reibung wie beim herkömmlichen Dynamo."

Energiesparen auf andere Weise will Andreas Scharf. Der Techniker hat einen zerlegbaren Auto-Anhänger entwickelt. Er nennt ihn AutoPorter. Der Clou: Das Gerät lässt sich mit wenigen Handgriffen und ohne Werkzeug zusammenbauen und wieder zerlegen und passt in den Kofferraum.

"Es ist doch völlig unökonomisch, einen unbeladenen Anhänger hinter sich herzuziehen", erklärt Scharf.

Man könnte mit dem AutoPorter eben Autos transportieren, aber auch andere schwere Gegenstände. Der Erfinder sagt: "Es ist ein platzsparender preisgünstiger Anhänger für alle Gelegenheiten."

Vor zwei Jahren hat er ein Modell seiner Idee bei der Erfindermesse Kick der Industrie- und Handelskammer vorgestellt - ohne dass jemand kaufen wollte.

"Vielleicht war es zu speziell".

Nächstes Mal erfinde ich etwas, das sich gut verkaufen lässt", sagt Scharf.


Von Christoph Schneider
Quelle: NGZ




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