Rund um St. Quirin

Der Büchel

Als Kern der Neusser Altstadt galt in allen Jahrhunderten der Büchel. Sprachlich bezeichnet das Wort „Büchel" einen kleinen Hügel, in geomorphologischer Hinsicht bedeutet der Neusser Büchel eine kleine, gegenüber der Flussniederung ungefähr acht Meter herausgehobene Sanddüne am Rande der Niederterrasse, die der Rhein einst in sein Bett eingeschnitten hat.

Während der Büchel ostwärts steil zum Hafen abfällt, steigt er von Westen sanft an, wie man in der Neustraße und noch deutlicher in der Niederstraße erkennen kann. Wenn der Neusser sagt: „Edi jonn de Stroot erop", so geht er über die Niederstraße in Richtung Markt.

Während mit dem Wort Büchel eigentlich der gesamte Hügel gemeint ist, bezieht sich das Wort in Neuss nur auf das Mittelstück des Hauptstraßenzuges. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts standen in Neuss 570 Häuser, wovon 220 auf die dreigliedrige Hauptstraße vom Obertor bis zum Niedertor entfielen. Auf dem Büchel zählte man 53 Häuser, die teils recht eigenartige Namen trugen wie z. B. „Hölle", „Himmelreich", „Paradies", „weißer Engel", „goldener Napp", „alte Blom", „Zor Duven".

Beim Erweiterungsbau der Firma Heinemann sind die Hausmarken der erworbenen Häuser „drei Kronen" und „Hirsch" erneuert und in den Gesamtgiebel eingefügt worden. Die „große Meerkatze" bildete früher die Ecke Büchel / Glockhammer und war das Gegenstück zum Haus „Et schwatte Päd", bei dem man außer der Originalhausmarke auch noch die Jahreszahl 1604 sehen kann. Der Hausname ist jedoch mindestens ein halbes Jahrhundert älter. Denn dieses Haus ist erst nach dem großen Stadtbrand von 1586 errichtet worden.

Die Treppenform des Giebels mit den Gesimsen aus Haustein, die dunklen Backsteine, die Steinkreuze der Fenster, die große, zwei Stockwerke umfassende Halle im Erdgeschoß und die im Innern gleichsam eingehängten Zwischengeschosse mit ihren Fenstern zur Halle geben Zeugnis, wie die Neusser ihre zerstörte Stadt wiederaufzubauen verstanden. Außer dem benachbarten Barockhaus ist auf dem Büchel nur noch die gegenüberliegende reizvolle Gruppe schmalbrüstiger Häuser erwähnenswert.

Als Zentrum der Gewerbetreibenden erweist sich der Büchel noch in der Quartierliste des Jahres 1793. Denn als Berufe der dortigen Bewohner werden u. a. angegeben: vier Nagelschmiede, sechs Krämer, zwei Kupferstecher, je ein Uhrmacher, Zinngießer, Gürtler, Sattler und Weinhändler und fünf Ackerer.




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